Nachhaltige Geldanlagen – und damit auch nachhaltige ETF – liegen im Trend und werden mehr und mehr von Anlegern frequentiert. Doch ein Wermutstropfen bleibt: Viele grüne ETFs sind mehr Mogelpackung als wirklich nachhaltig, ökologisch, menschenfreundlich usw.
Im Folgenden sprechen wir über die Möglichkeiten sowie Grenzen von nachhaltigen Aktienfonds, stellen Ihnen die unterschiedlichen Kriterien vor, nach denen grüne ETFs zusammengestellt werden und diskutieren zum Schluss die Frage, wie “grün” ein nachhaltiger Welt-ETF eigentlich ist.
Was sind nachhaltige ETFs? Was sind grüne ETFs?
Mit der Bezeichnung nachhaltige ETFs oder grüne ETFs deklarieren ETF-Anbieter ihre Aktienfonds als ökologisch, nachhaltig, sozial gerecht u.v.m. Wie bei jedem anderen ETF auch liegt dem Investment ein entsprechender Index zugrunde.
Hier eine kleine Auswahl nachhaltiger Indices:
- MSCI World ESG
- MSCI World SRI
- MSCI Global SDG
- DAX ESG
Angebot und Nachfrage nachhaltiger ETFs sind mittlerweile so groß, dass Sie so gut wie zu jedem bekannten Index – z. B. S&P 500, EURO STOXX, FTSE All World, Nikkei, Dow Jones, Nasdaq usw. – einen passenden, nachhaltigen ETF finden. Entscheidend ist das jeweilige Kriterium. Dazu erfahren Sie im nächsten Absatz mehr.
Welche nachhaltigen Kriterien für ETF gibt es?
Die maßgeblichen nachhaltigen Kriterien, die Sie bei ETFs vorfinden, lauten ESG, SRI & SDG. Die Kürzel, die hinter dem Namen des zugrundeliegenden Index stehen, bedeuten Folgendes:
- ESG: Environment, Social, Governance
- SRI: Socially Responsible Investment
- SDG: Sustainable Development Goals
Hinweis: Im deutschsprachigen Raum wird auch das sogenannte FNG-Profil genutzt. In diesem Text soll es aber um die globalen Nachhaltigkeitsprofile gehen.
Was damit jeweils genau gemeint ist, erklären wir im Folgenden.
Welche nachhaltigen Ziele haben die ESG-Kriterien?
Was die drei Begriffe – Environment, Social, Governance – konkret umfassen, zeigt Ihnen folgende Tabelle:
Environment | Social | Governance |
Berücksichtigung von Unternehmen, die umweltverträglich & nachhaltig wirtschaften | Bevorzugung von Unternehmen, die ihre Mitarbeiter fördern und Arbeitsstandards einhalten | Corporate Governance meint transparente Regeln und Prozesse, die zur Leitung eines Unternehmens dienen. |
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Gut zu wissen: Die unabhängigen Finanzberater bzw. Anlageberater der Nico Hüsch GmbH nutzen für die Erarbeitung der Kundenportfolios die professionelle Analysesoftware Morningstar Direct. Diese Software nutzt für die Bewertung der Nachhaltigkeitskriterien das weltweit etablierte ESG-Profil. Das ESG-Profil dient zur ersten Einschätzung und wird im folgenden durch weitere Prüfungen vertieft.
Welche nachhaltigen Ziele haben die SRI-Kriterien?
Sozial verantwortliches Investieren (SRI) ist eine Anlagestrategie, die sowohl auf einen sozialen Wandel als auch finanzielle Erträge abzielt. SRI-Kriterien können Unternehmen einschließen, die einen positiven, nachhaltigen & sozialen Einfluss haben, wie z. B. ein Solarenergieunternehmen, und solche ausschließen, die einen negativen Einfluss haben – wie z.B. Ölkonzerne.
Die wichtigsten Unterschiede zu ESG zeigt Ihnen folgende Tabelle:
Verhalten | ESG | SRI |
Ausschluss bestimmter Branchen | ja | ja |
ESG Controversies Score | manchmal | immer |
zusätzliche Kennzahlen (z. B. CO2-Emission) | manchmal | immer |
Anzahl Unternehmen (Mutterindex MSCI World) | bis zu 90% identisch | bis zu 40% identisch |
Anzahl ETF | mehr als 250 | circa 80 |
TER (Total Expense Ratio) | 0,15-0,30% | 0,17-0,33% |
Auffällig ist: Bei der ESG-Version ist die Überschneidung mit dem Mutterindex MSCI World deutlich höher. Hier sind bis zu 90% der Unternehmen, in die investiert wird, mit denjenigen des “normalen” MSCI World identisch. Daran lässt sich gut erkennen, dass SRI deutlich strengere Kriterien anlegt als ESG.
Welche nachhaltigen Ziele haben die SDG-Kriterien?
Die SDG-Kriterien sind die strengsten Kriterien für nachhaltige ETF. Die Sustainable Development Goals sind politische Zielsetzungen der Vereinten Nationen. Insgesamt handelt es sich dabei um 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, die wichtigsten davon lauten:
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Dementsprechend gibt es auch nicht viele grüne ETFs nach SDG-Kriterien. Hier zwei Beispiele:
Gut zu wissen: Ohne eine genaue – mitunter zeitaufwendige Recherche – können Sie nicht wissen, in welche Unternehmen, Branchen usw. Ihr ETF-Produkt investiert. Die gute Nachricht ist: Alle relevanten Information finden Sie im Factsheet, der Anlegerinformation (KIDD) und dem Verkaufsprospekt. Diese große Transparenz ist gesetzlich so geregelt (mehr dazu unten).
MSCI World nachhaltig: Sind “grüne” ETFs wirklich “grün”?
Wie nachhaltig Ihr ETF, in den Sie investieren, wirklich ist, können Sie selbst nachprüfen. Wir zeigen Ihnen am Beispiel eines nachhaltigen MSCI World ETF wie das geht. Zum Vergleich ziehen wir folgende zwei Produkte des ETF-Anbieters iShares heran:
Beiden Produkte liegt der gleiche Index – MSCI World – zugrunde. Der iShares MSCI World ESG erfüllt aber Nachhaltigkeitskriterien und schließt z. B. Unternehmen aus, die mit Waffen, Erdöl oder Tabak in Verbindung stehen.
Vergleich: mit & ohne Nachhaltigkeitskriterien
Bei einem Blick in die Factsheets (oben verlinkt) können Sie schnell erkennen, dass sich die Top-Positionen, in die beide Produkte investieren, kaum unterscheiden:
iShares MSCI World | iShares MSCI World ESG |
Wie “grün” diese Unternehmen in Ihren Augen sind, müssen Sie als Anleger selbst entscheiden.
Auch bei der Aufteilung der Sektoren, in die beide Produkte investieren, stellt man kaum Unterschiede fest:
iShares MSCI World | iShares MSCI World ESG |
Unter “grünen” Gesichtspunkten wären zumindest Zweifel angebracht, warum der Fokus gerade auch bei ESG-ETF auf Technologie- und Finanzkonzernen liegt.
Allgemeine Tipps, um nachhaltige ETFs zu vergleichen
Wenn Sie nachhaltige ETFs mit ihren nicht-nachhaltigen Pendants vergleichen möchten, beachten Sie am besten folgende Tipps:
- Schauen Sie sich die Factsheets genau an.
- Suchen Sie nach nennenswerten Unterschieden.
- Ganz genaue Informationen finden Sie im Prospekt des zugrundeliegenden Index.
- Für den iShares MSCI World ETF finden Sie das Factsheet, die Anlegerinformation (KIDD) und den sehr umfangreichen Verkaufsprospekt (200 Seiten+) auf der Website.
- Diese Informationen finden Sie grundsätzlich zu allen nachhaltigen ETFs.
- Wenn Sie also genau wissen wollen, wie “grün” bzw. “nachhaltig” ein ETF ist, finden Sie alle relevanten Informationen auf der Website des Anbieters.
- Da fast jeder Anleger bei nachhaltigen Geldanlagen unterschiedliche Schwerpunkte setzt, lohnt sich ein genauer Blick und ein direkter Vergleich umso mehr.
Nico Hüsch über nachhaltige Geldanlagen
„Für ein ordentlich diversifiziertes Welt-Portfolio gibt es derzeit keinen verlässlichen Ansatz, um zu 100 % nach Nachhaltigkeitskriterien zu investieren. Wir kombinieren die ESG-Kriterien aus unserer professionellen Fondssoftware mit den anderen Nachhaltigkeitsprofilen am Markt. Dann sprechen wir mit dem Fondsmanagement und prüfen die Einzeltitel selbst. Damit erreichen wir bei ETF-Portfolios geschätzte 80 % und bei aktiven Fonds 90 %. In den kommenden Jahren kann die Finanzbranche durch einheitlichere Kriterien und unabhängige Prüfungen das nachhaltige Investieren vereinfachen. Ob die Branche diesen Weg gehen wird, kann ich derzeit nicht sagen. Wir können die derzeit bestmögliche Lösung anbieten, aber 100 % grün ist das Ganze nicht und wird es vermutlich auch nie sein. Dennoch bleibt es eine sinnvolle Alternative zu klassischen Investments.“
Gut zu wissen: Der FNG-Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen ist eine jährlich erscheinende Publikation, die als Referenzwerk für nachhaltige und verantwortliche Investments im deutschsprachigen Raum – Deutschland, Österreich, Schweiz – dient. Die FNG-Profile dienen Ihnen als Orientierungshilfe, sind aber kein Ersatz für eine eigenständige Recherche.
Fazit: Nachhaltige ETFs
Grundsätzlich unterstützen wir alle Kunden bei dem Wunsch, eine nachhaltige Geldanlage zu gestalten – egal ob über aktive oder passive Fonds (ETFs). Für das Anlagekonzept verliert der Anleger nur geringfügig Möglichkeiten zur Diversifikation, da die Fondsauswahl nicht so groß ist. Dennoch ist dieser Trend sinnvoll und führt zu einem Investment mit gutem Gewissen. Man darf dabei nur nicht vergessen, dass viele sogenannte “nachhaltige ETFs” nicht unbedingt das halten, was sie versprechen. Ein genauer Blick hinter die Kulissen – Factsheet, Verkaufsprospekt usw. – ist unerlässlich, damit Sie als Anleger wissen, worin Sie investieren – und worin nicht.
FAQs – häufig gestellte Fragen
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