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Nachhaltige ETF: Ist grün auch grün genug?

Autor: Nico Hüsch

Nachhaltige Geldanlagen – und damit auch nachhaltige ETF – liegen im Trend und werden mehr und mehr von Anlegern frequentiert. Doch ein Wermutstropfen bleibt: Viele grüne ETFs sind mehr Mogelpackung als wirklich nachhaltig, ökologisch, menschenfreundlich usw.

Im Folgenden sprechen wir über die Möglichkeiten sowie Grenzen von nachhaltigen Aktienfonds, stellen Ihnen die unterschiedlichen Kriterien vor, nach denen grüne ETFs zusammengestellt werden und diskutieren zum Schluss die Frage, wie “grün” ein nachhaltiger Welt-ETF eigentlich ist.

Was sind nachhaltige ETFs? Was sind grüne ETFs?

Mit der Bezeichnung nachhaltige ETFs oder grüne ETFs deklarieren ETF-Anbieter ihre Aktienfonds als ökologisch, nachhaltig, sozial gerecht u.v.m. Wie bei jedem anderen ETF auch liegt dem Investment ein entsprechender Index zugrunde. 

Hier eine kleine Auswahl nachhaltiger Indices:

  • MSCI World ESG
  • MSCI World SRI
  • MSCI Global SDG
  • DAX ESG

Angebot und Nachfrage nachhaltiger ETFs sind mittlerweile so groß, dass Sie so gut wie zu jedem bekannten Index – z. B. S&P 500, EURO STOXX, FTSE All World, Nikkei, Dow Jones, Nasdaq usw. – einen passenden, nachhaltigen ETF finden. Entscheidend ist das jeweilige Kriterium. Dazu erfahren Sie im nächsten Absatz mehr.

Welche nachhaltigen Kriterien für ETF gibt es?

Die maßgeblichen nachhaltigen Kriterien, die Sie bei ETFs vorfinden, lauten ESG, SRI & SDG. Die Kürzel, die hinter dem Namen des zugrundeliegenden Index stehen, bedeuten Folgendes:

  • ESG: Environment, Social, Governance
  • SRI: Socially Responsible Investment
  • SDG: Sustainable Development Goals

Hinweis: Im deutschsprachigen Raum wird auch das sogenannte FNG-Profil genutzt. In diesem Text soll es aber um die globalen Nachhaltigkeitsprofile gehen.

Was damit jeweils genau gemeint ist, erklären wir im Folgenden.

Welche nachhaltigen Ziele haben die ESG-Kriterien?

Was die drei Begriffe – Environment, Social, Governance – konkret umfassen, zeigt Ihnen folgende Tabelle:

EnvironmentSocialGovernance
Berücksichtigung von Unternehmen, die umweltverträglich & nachhaltig wirtschaftenBevorzugung von Unternehmen, die ihre Mitarbeiter fördern und Arbeitsstandards einhaltenCorporate Governance meint transparente Regeln und Prozesse, die zur Leitung eines Unternehmens dienen.
  • Klimaschonend
  • grüne Energien
  • geringe Emissionen
  • wenig bis keine fossilen Brennstoffe
  • soziale Verantwortung für die Gesellschaft
  • solidarische Projekte
  • ethische Geschäftsführung
  • gute Behandlung von Arbeitnehmern

Gut zu wissen: Die unabhängigen Finanzberater bzw. Anlageberater der Nico Hüsch GmbH nutzen für die Erarbeitung der Kundenportfolios die professionelle Analysesoftware Morningstar Direct. Diese Software nutzt für die Bewertung der Nachhaltigkeitskriterien das weltweit etablierte ESG-Profil. Das ESG-Profil dient zur ersten Einschätzung und wird im folgenden durch weitere Prüfungen vertieft.

Welche nachhaltigen Ziele haben die SRI-Kriterien?

Sozial verantwortliches Investieren (SRI) ist eine Anlagestrategie, die sowohl auf einen sozialen Wandel als auch finanzielle Erträge abzielt. SRI-Kriterien können Unternehmen einschließen, die einen positiven, nachhaltigen & sozialen Einfluss haben, wie z. B. ein Solarenergieunternehmen, und solche ausschließen, die einen negativen Einfluss haben – wie z.B. Ölkonzerne.

Die wichtigsten Unterschiede zu ESG zeigt Ihnen folgende Tabelle:

VerhaltenESGSRI
Ausschluss bestimmter Branchenjaja
ESG Controversies Scoremanchmalimmer
zusätzliche Kennzahlen (z. B. CO2-Emission)manchmalimmer
Anzahl Unternehmen (Mutterindex MSCI World) bis zu 90% identischbis zu 40% identisch
Anzahl ETFmehr als 250circa 80
TER (Total Expense Ratio)0,15-0,30%0,17-0,33%

Auffällig ist: Bei der ESG-Version ist die Überschneidung mit dem Mutterindex MSCI World deutlich höher. Hier sind bis zu 90% der Unternehmen, in die investiert wird, mit denjenigen des “normalen” MSCI World identisch. Daran lässt sich gut erkennen, dass SRI deutlich strengere Kriterien anlegt als ESG.

Welche nachhaltigen Ziele haben die SDG-Kriterien?

Die SDG-Kriterien sind die strengsten Kriterien für nachhaltige ETF. Die Sustainable Development Goals sind politische Zielsetzungen der Vereinten Nationen. Insgesamt handelt es sich dabei um 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, die wichtigsten davon lauten:

  • Frieden
  • Verbesserung der Hygiene
  • Bildung
  • Gesundheit
  • nachhaltige Landwirtschaft
  • nachhaltige Städte und Siedlungen
  • Energiesicherheit
  • Ernährungssicherheit
  • Armutsbekämpfung
  • Reduktion von Ungleichheit
  • Zugang zu Wasser
  • nachhaltige Produktionsweisen

Dementsprechend gibt es auch nicht viele grüne ETFs nach SDG-Kriterien. Hier zwei Beispiele:

Gut zu wissen: Ohne eine genaue – mitunter zeitaufwendige Recherche – können Sie nicht wissen, in welche Unternehmen, Branchen usw. Ihr ETF-Produkt investiert. Die gute Nachricht ist: Alle relevanten Information finden Sie im Factsheet, der Anlegerinformation (KIDD) und dem Verkaufsprospekt. Diese große Transparenz ist gesetzlich so geregelt (mehr dazu unten).

MSCI World nachhaltig: Sind “grüne” ETFs wirklich “grün”?

Wie nachhaltig Ihr ETF, in den Sie investieren, wirklich ist, können Sie selbst nachprüfen. Wir zeigen Ihnen am Beispiel eines nachhaltigen MSCI World ETF wie das geht. Zum Vergleich ziehen wir folgende zwei Produkte des ETF-Anbieters iShares heran:

Beiden Produkte liegt der gleiche Index – MSCI World – zugrunde. Der iShares MSCI World ESG erfüllt aber Nachhaltigkeitskriterien und schließt z. B. Unternehmen aus, die mit Waffen, Erdöl oder Tabak in Verbindung stehen.

Vergleich: mit & ohne Nachhaltigkeitskriterien

Bei einem Blick in die Factsheets (oben verlinkt) können Sie schnell erkennen, dass sich die Top-Positionen, in die beide Produkte investieren, kaum unterscheiden:

iShares MSCI WorldiShares MSCI World ESG
10 Top Positionen iShares MSCI-World
10 Top Positionen iShares MSCI-World-ESG

Wie “grün” diese Unternehmen in Ihren Augen sind, müssen Sie als Anleger selbst entscheiden.

Auch bei der Aufteilung der Sektoren, in die beide Produkte investieren, stellt man kaum Unterschiede fest:

iShares MSCI WorldiShares MSCI World ESG
Sektoren iShares MSCI-World
Sektoren iShares MSCI-World-ESG

Unter “grünen” Gesichtspunkten wären zumindest Zweifel angebracht, warum der Fokus gerade auch bei ESG-ETF auf Technologie- und Finanzkonzernen liegt.

Allgemeine Tipps, um nachhaltige ETFs zu vergleichen

Wenn Sie nachhaltige ETFs mit ihren nicht-nachhaltigen Pendants vergleichen möchten, beachten Sie am besten folgende Tipps:

  1. Schauen Sie sich die Factsheets genau an.
  2. Suchen Sie nach nennenswerten Unterschieden.
  3. Ganz genaue Informationen finden Sie im Prospekt des zugrundeliegenden Index.
  4. Für den iShares MSCI World ETF finden Sie das Factsheet, die Anlegerinformation (KIDD) und den sehr umfangreichen Verkaufsprospekt (200 Seiten+) auf der Website.
  5. Diese Informationen finden Sie grundsätzlich zu allen nachhaltigen ETFs.
  6. Wenn Sie also genau wissen wollen, wie “grün” bzw. “nachhaltig” ein ETF ist, finden Sie alle relevanten Informationen auf der Website des Anbieters.
  7. Da fast jeder Anleger bei nachhaltigen Geldanlagen unterschiedliche Schwerpunkte setzt, lohnt sich ein genauer Blick und ein direkter Vergleich umso mehr.

Nico Hüsch über nachhaltige Geldanlagen

„Für ein ordentlich diversifiziertes Welt-Portfolio gibt es derzeit keinen verlässlichen Ansatz, um zu 100 % nach Nachhaltigkeitskriterien zu investieren. Wir kombinieren die ESG-Kriterien aus unserer professionellen Fondssoftware mit den anderen Nachhaltigkeitsprofilen am Markt. Dann sprechen wir mit dem Fondsmanagement und prüfen die Einzeltitel selbst. Damit erreichen wir bei ETF-Portfolios geschätzte 80 % und bei aktiven Fonds 90 %. In den kommenden Jahren kann die Finanzbranche durch einheitlichere Kriterien und unabhängige Prüfungen das nachhaltige Investieren vereinfachen. Ob die Branche diesen Weg gehen wird, kann ich derzeit nicht sagen. Wir können die derzeit bestmögliche Lösung anbieten, aber 100 % grün ist das Ganze nicht und wird es vermutlich auch nie sein. Dennoch bleibt es eine sinnvolle Alternative zu klassischen Investments.“

– Nico Hüsch, Geschäftsführer

Gut zu wissen: Der FNG-Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen ist eine jährlich erscheinende Publikation, die als Referenzwerk für nachhaltige und verantwortliche Investments im deutschsprachigen Raum – Deutschland, Österreich, Schweiz – dient. Die FNG-Profile dienen Ihnen als Orientierungshilfe, sind aber kein Ersatz für eine eigenständige Recherche.

Fazit: Nachhaltige ETFs

Grundsätzlich unterstützen wir alle Kunden bei dem Wunsch, eine nachhaltige Geldanlage zu gestalten – egal ob über aktive oder passive Fonds (ETFs). Für das Anlagekonzept verliert der Anleger nur geringfügig Möglichkeiten zur Diversifikation, da die Fondsauswahl nicht so groß ist. Dennoch ist dieser Trend sinnvoll und führt zu einem Investment mit gutem Gewissen. Man darf dabei nur nicht vergessen, dass viele sogenannte “nachhaltige ETFs” nicht unbedingt das halten, was sie versprechen. Ein genauer Blick hinter die Kulissen – Factsheet, Verkaufsprospekt usw. – ist unerlässlich, damit Sie als Anleger wissen, worin Sie investieren – und worin nicht.

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FAQs – häufig gestellte Fragen

Es kommt bei dieser Frage darauf an, welche Erwartungen Sie als Anleger an einen nachhaltigen ETF haben. Die Kriterien und Bewertungsmaßstäbe (z. B. ESG & SRI) sind unterschiedlich streng und setzen verschiedene Schwerpunkte. Ohne eigene Recherche geht es nicht. Punkt.
Der MSCI World ESG ist dem Namen nach nachhaltig. Aber er unterscheidet sich nicht allzu groß von seinem Pendant, dem MSCI World. Doch immerhin schließt der ESG-ETF z.B. Unternehmen aus, die mit Waffen, Erdöl oder Tabak in Verbindung stehen.
Wenn Sie genau wissen wollen, wie nachhaltig dieser oder jener grüne ETF ist, schauen Sie am besten in das Factsheet, die Anlegerinformation (KIDD) und den umfangreichen Verkaufsprospekt. Dort finden Sie alle relevanten Informationen und können die “Nachhaltigkeit” eines ETFs an jenen Kriterien bewerten, die für Sie als Anleger wichtig sind.
Derzeit (Stand: 05.02.2022) gibt es circa 360 nachhaltige ETFs auf dem deutschen Markt. Davon erfüllen etwa 240 ETFs Kriterien nach ESG, 80 ETFs die SRI-Kriterien und nur wenige die SDG-Kriterien. Etwa 40 von allen nachhaltigen ETF sind keine Aktien-ETFs, sondern Anleihen-ETFs.

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Allgemeine Informationen zu ETFs:

Informationen zu ETF-Portfolios und ETF-Empfehlungen:


Nico Hüsch

"Eine “Echte Anlageberatung” bedeutet für mich, dass unsere Kunden glücklich über ihr individuelles Finanzkonzept sind. Ich möchte, dass wir besser sind als jede Versicherung, jede Bank und auch jeder Finanzvertrieb. Ich werde mit meinem Team unsere Kunden bei allen finanziellen Fragen für den Rest Ihres Lebens und darüber hinaus begleiten und unterstützen." Nach Abschluss seines Studiums zum Wirtschaftsingenieur an der Leuphana Universität in Lüneburg im Jahr 2012, setzte Nico Hüsch die bereits parallel zum Studium gestartete Tätigkeit als Unternehmensberater fort. Schwerpunkt seiner Beratungstätigkeit war die finanzielle Optimierung mittelständischer Produktionsunternehmen. Im Jahr 2015 fasste er den Entschluss, seine zukünftige Lebenszeit lieber echten Menschen zu widmen. Dafür suchte er das wachstumsstärkste Unternehmen am Finanzmarkt, analysierte dessen Anlagegrundsätze und wählte diejenigen aus, die zu seiner persönlichen Überzeugung am besten passten. Seitdem optimiert er die Finanz- und Anlagekonzepte von Privatpersonen. Schnell wurde ihm dabei klar, dass er diese Arbeit für den Rest seines Lebens machen wollte. Mit der Gründung der Nico Hüsch GmbH hat sich Nico Hüsch nach jahrelanger Vorbereitung seinen großen Traum erfüllt, denn heute kann er jeden Kunden frei und völlig unabhängig über die besten Möglichkeiten am Finanzmarkt informieren und beraten.