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Thema 1:
Der Faktor Marktkapitalisierung
bei den ETF

Die meisten ETF (Exchange Traded Funds, zu Deutsch: börsengehandelte Indexfonds) bilden die abzubildenden Indices anhand der aktuellen Marktkapitalisierung ab. Die Marktkapitalisierung beschreibt die Unternehmenswerte aller Unternehmen in einem Index. Die heutigen Unternehmenswerte sind das Ergebnis der Geschehnisse der Vergangenheit. Die Arbeit der letzten Jahre und Jahrzehnte hat den heutigen Unternehmenswert festgelegt. Der Markt mit der höchsten Marktkapitalisierung ist der der USA. Ein global gestreuter ETF investiert somit den Großteil seiner Kundengelder in den US-Markt.

Kritikpunkt: Der Aktienmarkt als Geldanlage ist ein Zukunftsmarkt. Die Größe des Marktes hat, vereinfacht gesagt, keinen Einfluss auf die zu erwartende Rendite. Viel wichtiger als die Marktkapitalisierung ist die zukünftige Wachstumsprognose dieses Marktes. Denn nur wenn der Index steigt, steigen auch die ETF-Kurse.

Der Faktor Marktkapitalisierung bei den ETF
Abb. Tabelle Balkendiagramm Nettozuflüsse nach Aktiv-Passiv Schema nach Region (USA Unterschied)

 

Anhand dieser Grafik kann geschlussfolgert werden, dass aufgrund der hohen Marktkapitalisierung viele passive ETF-Gelder in den US Markt investiert werden. Dem gegenüber haben die aktiven Fonds sogar Anteile am US-Markt veräußert.

Mit einem Investment im wichtigsten Index der Welt, dem MSCI World, investieren Sie aktuell rund 67 % Ihres Geldes in den US-Markt – also in die Wette, dass die USA auch in den kommenden Jahren einer der wachstumsstärksten Märkte bleiben. Weitere rund 20 % entfallen auf Länder wie Japan, Großbritannien, Frankreich, Kanada und Deutschland, während sich die restlichen 13 % auf andere entwickelte Volkswirtschaften verteilen. Auch die Branchenverteilung ist bemerkenswert: Über 24 % Ihres Kapitals fließen in den Technologiesektor, gefolgt vom Finanzsektor mit etwa 14 % und dem Gesundheitswesen mit rund 12 %.

Wenn Sie von dieser Allokation überzeugt sind, kann ein kostengünstiger MSCI-World-ETF eine sinnvolle Entscheidung sein. Ich persönlich halte diese Gewichtung für mindestens fragwürdig – insbesondere die starke Konzentration auf die USA und Technologie. Eine breitere Abbildung der Weltwirtschaft unter Einbeziehung von BIP-Wachstum und demografischen Trends erscheint mir langfristig robuster.

Meine Anlagephilosophie basiert auf dem Grundsatz, dass ich nichts weiß, außer: Die Kunden der Weltwirtschaft werden immer mehr und alle müssen Essen, Wohnen, Trinken und brauchen Strom, Infrastruktur und natürlich Gesundheit. Dafür braucht es Unternehmen.

Ich halte eine Übergewichtung der USA für ein Anlageportfolio für nicht empfehlenswert. Eher würde ich die Weltwirtschaft insgesamt abbilden und neben der Marktkapitalisierung auch das BIP-Wachstum (Bruttoinlandsprodukt) berücksichtigen. Wenn ich eine Branche überproportional gewichten möchte, wäre das nicht die Finanzindustrie, sondern eher der zukunftsweisende Technologiesektor und Branchen, die unmittelbar vom Weltbevölkerungszuwachs profitiert, wie beispielsweise die Nahrungsmittelindustrie.

Ein oft übersehener Aspekt bei der ETF-Auswahl ist die sogenannte Sektorrotation. In bestimmten Marktphasen profitieren einzelne Branchen besonders stark – etwa Energie in Inflationsphasen oder Technologie in Wachstumsphasen. Wer langfristig investiert, sollte daher nicht nur auf Ländergewichtung, sondern auch auf die zyklische Entwicklung einzelner Sektoren achten.

 

Thema 2:
Der Faktor „Nur 2% der aktiven
Fondsmanager schlagen den Markt
nach Kosten“

 

Das stärkste Argument der ETF-Befürworter ist die Tatsache, dass nur ca. 2% der aktiven Fondsmanager ihren Vergleichsindex mit ihrer eigenen Performance nach Abzug der hohen Fondskosten übertreffen. Davon liest man im Internet an vielen Stellen.

Diese Aussage möchte ich einmal genauer untersuchen. Dabei ergeben sich zwei Fragen:

Stimmt die Aussage mit den 2%?

Anhand des US-Marktes wird deutlich, dass im letzten Jahr fast 65 % der aktiven Fonds ihren Vergleichsindex (S&P 500) nicht geschlagen haben. In den letzten 5 Jahren konnten fast 83 % der aktiven Fonds ihren Index nicht schlagen. Je länger der Betrachtungszeitraum wird, desto weniger aktive Fonds schlagen den Index. Über viele Jahrzehnte betrachtet, scheint die Aussage zu stimmen, dass nur gerade einmal 2% der aktiven Fonds den Markt(Index) schlagen.

Welche Fonds schlagen den Markt langfristig?

Laut Statista gibt es im Jahr 2019 etwa 42.000 aktive Aktienfonds weltweit. Davon haben nur etwa 500 ein verwaltetes Vermögen von mehr als 500 Mio. Euro. Über 2 Mrd. Euro verwaltetes Vermögen halten nur ca. 100 Aktienfonds auf der ganzen Welt. Nur etwa 1,5 % der aktiven Fonds am Weltmarkt haben also eine Größe, die ein aktives Management überhaupt erst ermöglicht. Die anderen 98,5 % der Fonds sind beispielsweise die 20 Fonds Ihrer Versicherung, die von einem Fondsmanager zusammengestellt worden sind. Diese kleineren Fonds machen den Großteil der aktiven Fonds am Markt aus. Sie sind teuer und bilden indirekt auch nur Indices ab.

Ein richtiges Fondsmanagement verfügt über eine eigene Research-Abteilung, in der vielleicht 30 gut bezahlte wissenschaftliche Mitarbeiter volkswirtschaftliche Analysen durchführen und Zukunftsprognosen für die Weltwirtschaft ausarbeiten. Der Beispiel-Fonds von Flossbach, der bereits erwähnt wurde, verfügt über eine solche Business Unit innerhalb der Flossbach Gruppe. Außerdem braucht es mehrere Fondsmanager, um beispielsweise 100 Einzeltitel innerhalb des Fonds andauernd zu überwachen um zeitnah reagieren zu können.

In folgender Grafik sind die Fondseinnahmen und Fondsausgaben nach verwalteten Vermögen dargestellt:

Fonds Ausgaben
Abb. Eigene Darstellung, Einnahmen Ausgaben Fondsgröße

Dieser sehr vereinfachten Rechnung können Sie entnehmen, dass aufgrund der Größe der Fonds nur etwa 1,5% der Marktteilnehmer wirklich aktives Fondsmanagement betreiben können.

Leider gibt es keine aussagekräftigen Statistiken darüber, wie viel Prozent der aktiv gemanagten Fonds mit einem verwalteten Kapital höher als 500 Mio. Euro langfristig ihren Index schlagen.

Für mich bleibt nach Bewertung aller vorhandenen Informationen über die Vor-und Nachteile von ETF eine gewisse Unsicherheit. Und da ich nach dem festen Grundsatz handle: „Investiere in nichts, was du nicht zu 100% verstanden hast!“ halte ich mich bisher mit ETF-Anlagen zurück und beobachte aufmerksam die Geschehnisse am Markt.

Der Flash-Crash vom 6. Mai 2010 führte in den USA kurzzeitig zu einem massiven Kurseinbruch. Beteiligt war ein Computerprogramm, welches mit dem amerikanischen Index S&P 500 handelte. Auch wenn der Fall vom FBI noch heute nicht gänzlich geklärt ist, bleibt für mich eine Unsicherheit. Wenn immer mehr Kapital in computergehandelten ETF investiert wird, steigt meine Unsicherheit solange, bis das „neue“ System der ETF eine massive Weltwirtschaftskrise wie etwa 2008 erfolgreich hinter sich gebracht hat.

Nach der Krise wurde die Europäische Zentralbank (EZB) mit der Bankenregulierung beauftragt. Ziel war es, dass nie mehr Banken mit Steuermitteln gerettet werden müssen. Dass der größte ETF-Anbieter IShares aus dem Hause Blackrock offiziell als „nicht systemrelevant“ geführt wird, halte ich für falsch. Blackrock ist der größte Finanzverwalter der Welt und ist mächtiger als die Banken. Das interne Ziel dieses Unternehmens folgt der Devise: „Reiche Menschen reicher machen“. Reiche Menschen haben bei Blackrock mehr als 10 Millionen Dollar investiert und eben größtenteils nicht in ETF, sondern in aktive Geldanlagen. Irgendwie habe ich da ein schlechtes Bauchgefühl. Wie sehen Sie das? Einige interessante Einblicke bietet eine ARTE-Dokumentation. Diese finden Sie hier: https://www.youtube.com/watch?v=JR_UyV32Ba4

Vermutlich werde ich die nächste Weltwirtschaftskrise abwarten und die Entwicklungen der ETF währenddessen beobachten, bevor ich die ETF-Thematik zu 100% verstanden habe und Vertrauen erlange.